Durchgeführte Aktivitäten und Wirkung des PR 3

Sprache-Raum-Kreativität

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

Das flexible Klassenzimmer

Das Unterprojekt des flexiblen Klassenzimmers (Sprache-Raum-Kreativität 1) im Gymnasium Jean Sturm in Strasbourg (schoolscaping) wurde gemäß der im Antrag festgelegten Arbeitsschritte mithilfe einer Doktorandin des Canopé Netzwerks eingerichtet. Zwei Klassenzimmer (einmal für die Grundschule 4. Und 5. Klasse und einmal für das Collège (6. Klasse) wurden neu eingerichtet.

Dabei orientierten sich die Gestaltungs- und Einrichtungselemente an einer transnational durchgeführten SchülerInnen-Umfrage, wodurch ein partizipatorischer Ansatz gewährleistet wurde.

Die Lehrkräfte und Kinder der Grundschule Müllheim sowie die Schülerinnen und Schüler der Schule in Straßburg wurden dazu eingeladen, ihr “Traumklassenzimmer” zu beschreiben oder zu malen. Darüber hinaus wurden Interviews geführt und schriftlich festgehalten.

Mit einem selbst entworfenen Kartenspiel wurden die Schülerinnen und Schüler aus Straßburg dazu angeregt, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Deutschunterricht gestaltet wird: Wie arbeitet man eigentlich im Sprachunterricht? Welche Sprachfertigkeiten werden bearbeitet? Welche Aktivitäten finden statt? Und wie sollte eine “Ecke” des Klassenzimmers eingerichtet werden, um das Lernumfeld optimal an diese Aktivitäten und Sprachfertigkeiten anzupassen?

Anschließend wurden die Schülerinnen und Schüler in Expertengruppen eingeteilt, wobei jede Gruppe Vorschläge zur Gestaltung des Raums machen konnte. Dabei wurde fast ausschließlich mit den bereits vorhandenen Möbeln gearbeitet. Lediglich zwei Sitzbälle wurden neu angeschafft, während die Schülerinnen und Schüler einen gut erhaltenen Teppich, einige Kissen, eine kleine Lampe und Pflanzen mitbrachten. Besonders wichtig war es uns, einen nachhaltigen Ansatz zu verfolgen und eine kostengünstige Einrichtung zu realisieren.

Auch der Klassenraum der bilingualen 4. und 5. Klasse wurde neu gestaltet. In diesem Fall wurde ein neues Mobiliar angeschafft, damit die Kinder die Tische flexibel umstellen können. Dennoch hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Vorschläge zur Einrichtung ihrer Klasse und der verschiedenen Lernecken einzubringen.

Das Projekt des flexiblen Klassenzimmers wurde nach einer langen Testphase für sprachenübergreifendes Lernen bzw. fächerübergreifenden sprachsensiblen Unterricht erfolgreich abgeschlossen. Viele Lehr- und Lernsituationen wurden im flexiblen Klassenzimmer gefilmt, analysiert und zu pädagogischem Fortbildungsmaterial für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften editiert. Der pädagogische Schwerpunkt dieser Video-Materialien liegt auf sprachlichen Mediationsaktivitäten, wofür das Modell des flexiblen Klassenzimmers besonders angepasst wurde.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

Die Welt der Wunderkammern

Das Unterprojekt „Die Welt der Wunderkammern“ verdient besondere Erwähnung. Für eine 6. bilinguale Klasse wurde eine komplette Lerneinheit im Fach Deutsch als Fremdsprache konzipiert. Ziel war es, eine Unterrichtssequenz zu entwickeln, die sich nahtlos in einen flexiblen Lernraum einfügt und gleichzeitig mehrsprachige sowie multikulturelle Aspekte einbezieht.

Die gesamte Unterrichtssequenz wird auf der Website Lingua Creativa zur Verfügung gestellt. Zudem stand die Idee im Mittelpunkt, das Klassenzimmer selbst als eine Art „Kuriositätenkabinett“ zu betrachten, in dem die Schülerarbeiten einen prominenten Platz einnehmen und dadurch besonders zur Geltung kommen. Ein virtueller Rundgang durch diesen flexiblen Raum wird ebenfalls auf Lingua Creativa zu sehen sein.

Die verschiedenen Etappen der Lerneinheit – die Entdeckung des Dokuments, die Stationenarbeit zu den verschiedenen Aspekten der Wunderkammer, Überlegungen zur Möglichkeit einer ethischen und nachhaltigen Wunderkammer in der heutigen Zeit sowie die von den Schülern erstellte Wunderkammer – wurden getestet und dokumentiert.

Die Unterrichts- und Videomaterialien werden auf dieser Website präsentiert und als pädagogische Ressourcen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Diese Materialien wurden zudem erfolgreich bei mehreren Lehrkräftefortbildungen eingesetzt und während einer transnationalen Fortbildung im März 2024 am Institut Français de l’Éducation (IFE) in Lyon von Expertinnen und Experten des Instituts evaluiert.

Eine projektinterne Evaluierung durch Lehrkräfte fand ebenfalls statt, und zwar im Rahmen von Fortbildungen an der Michael-Friedrich-Wild-Grundschule in Müllheim (April–Juni 2024) sowie am Gymnase Jean Sturm in Straßburg (Mai 2024).

Darüber hinaus wurden für Studierende des Instituts für Bildungswissenschaften der Université de Strasbourg Ausbildungsmodule angeboten, die sich mit der Gestaltung von Lernräumen im Sprachunterricht befassten und auf den Experimenten in den Partnerschulen basierten.

Das erste Aus- und Weiterbildungsmodul fand am 15. Dezember 2023 am Collège Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg statt. Es zeichnete sich durch einen innovativen Ansatz aus, da es von Lehrerinnen und Studentinnen der Partneruniversitäten Eichstätt-Ingolstadt und Salzburg sowie einem Mitglied des Vereins Education Unlimited aus der Ferne absolviert werden konnte.

Im Rahmen des Moduls wurde ein virtueller Rundgang durch die Schule angeboten, bei dem die flexible Gestaltung der Lernumgebung und die Umsetzung von Aktivitäten vorgestellt wurden. Dies ermöglichte den Kolleginnen und Kollegen, den Besuch aus der Ferne zu verfolgen und gleichzeitig mit den Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften zu interagieren.

Darüber hinaus wurde eine Reflexionsphase integriert, in der die Teilnehmenden ihre Beobachtungen und Überlegungen austauschen konnten. Die Ergebnisse der Reflexionen und Beobachtungen der Schülerinnen und Schüler finden Sie hier:

https://digipad.app/p/598213/10ba5603e29f4

Eine weitere Fortbildung wird am 13.12.2024 für die Studierenden des Instituts für Bildungswissenschaften der Universität Strasbourg nach demselben Muster organisiert.

Auch an der Universität Salzburg wurde am 28. Mai 2024 ein 60-minütiger Workshop zum Thema ‚mehrsprachigkeitsoffenes Lernumfeld‘ für Master-Studierende angeboten. Die Teilnehmenden wurden dazu angeregt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: Welche Lernumfelder kennen Sie?

https://digipad.app/p/781576/1102ca6e16a64

Danach wurden die Studierenden  eingeladen, ein Klassenzimmer zu konzipieren:

Wie sollte das Klassenzimmer von morgen aussehen?

https://digipad.app/p/781586/cd58808c0362f

Dabei ist zu beachten, dass das Thema Mediation und Flexibilität immer wieder aufgegriffen wurde und bei den angehenden Lehrkräften viel Interesse erweckte.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

FABELHAFT-FABULEUX

Das Unterprojekt Fabelhaft-Fabuleux (Sprache-Raum-Kreativität 2) wurde mit bilingualen Lehramtsstudierenden an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Strasbourg als translinguales und multimodales Storytelling in Form einer digitalen Transmedia-Kreation “Fabelhaft-Fabuleux” durchgeführt. Diese Kreation basiert auf drei Bilderbuchgeschichten von Tomi Ungerer (Crictor, die gute Schlange, Rufus, die farbige Fledermaus und Adelaide, das fliegende Känguru) und vereint mehrere pädagogische Ansätze der modernen Mehrsprachigkeitsforschung (kinderliterarischer, ästhetisch-performativer und multimodaler Ansatz in der bilingualen Literalisierung) und wurde grenzüberschreitend mit den deutsch-französischen World-Hip Hop-Künstlern Zweierpasch (Freiburg-Kehl) erarbeitet. Die Transmedia-Kreation wurde auf Youtube veröffentlicht und erzielte derzeit über 5.500 views (siehe https://www.youtube.com/watch?v=IKKULhsZits).

Im Januar 2023 wurde das Projekt mit dem 1. Preis des Deutsch-Französischen Hochschulpreises des Grand-Est (Prix universitaire franco-allemand du Grand-Est) ausgezeichnet, wie es die Pressemitteilung berichtet: https://savoirs.unistra.fr/talents/pufage-2023-des-prix-qui-se-jouent-des-frontieres

 

Im Januar 2023 fand an der Universität Straßburg der Filmdreh für „Voyager entre les langues et les cultures“ statt. Der Kurzfilm stellt den bilingualen Lehramtsstudiengang der Universität Strasbourg vor und enthält einen Ausschnitt des Videos „Fabelhaft-Fabuleux“: https://parcoursmetiers.tv/video/14203-voyager-entre-les-langues-et-les-cultures-devenir-professeurs-des-ecoles-en-voie-bilingue-avec-ouverture-sur-linternational

Der Kurzfilm erhielt derzeit über 1730 views und über 1070 likes und wurde beim nationalen Wettbewerb „Je filme ma formation 2023“ mit der „Goldenen Trophäe“ ausgezeichnet, dem ersten Preis, der mit einem Preisgeld von 1000 Euro dotiert ist. Die Preisverleihung fand am 16. Mai 2023 in Paris statt. (Pressemitteilung: https://inspe.unistra.fr/actualites/sept-etudiants-du-parcours-bilingue-remportent-le-trophee-dor-au-concours-national-je-filme-ma-formation/).

Preisverleihung in Paris

Das Projekt Fabelhaft-Fabuleux wurde auf drei wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt:

Hartmann, E. (2024). Einblicke in die Germanistik im elsässischen Mehrsprachigkeitskontext: Vorstellung einer kreativen Aktionsforschung im bilingualen deutsch-französischen Lehramtsstudiengang. Für eine zukunftsfähige Germanistik. Begegnungstagung des DAAD mit den Partnerländern Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden. Université de Strasbourg, 27.-30. September 2024.

Hartmann, E. (2023). Exploring the digital transmedia creation “Fabelhaft-Fabuleux”. Translingual and multimodal storytelling with bilingual student teachers. International Conference Language Learning and Teaching in Digital Transformation. University of Teacher Education Lucerne, 1.-2. September 2023.

Hartmann, E. (2023). Aktuelle Trends aus der elsässischen Mehrsprachigkeitsforschung. Vorstellung der digitalen Transmedia-Kreation “Fabelhaft-Fabuleux”: translinguales und multimodales Geschichtenerzählen mit zweisprachigen Lehramtsstudierenden. Invited Conference Netzwerktreffen Mehrsprachigkeit. University of Education Lucerne, 17. April 2023.

Zwei wissenschaftliche Artikel wurden zu dem Projekt veröffentlicht:

Hartmann, E. (2024). Tomi Ungerers Bilderbuchgeschichten als digitale Transmedia-Kreation: translinguales und multimodales Storytelling mit zweisprachigen Lehramtsstudierenden. In: N. Hodaie & H. Rösch & L. Treiber (Eds.). Literarische Mehrsprachigkeit und ihre Didaktik. Tübingen, Narr, 243-263. https://www.narr.de/literarische-mehrsprachigkeit-und-ihre-didaktik-38780-1/

Hartmann, E. (2022). Multilingual, Multimodal, and Multivocal Creative Songwriting based on Tomi Ungerer’s Picturebooks. Journal of Literary Education, (6), 5-27.

https://ojs.uv.es/index.php/JLE/article/view/24506

Drei Bilderbücher von Tomi Ungerer als Medium der digitalen Transmedia-Kreation Fabelhaft-Fabuleux (2022).

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

Translinguales und multimodales Lernen mit Bilderbüchern

Das Unterprojekt Translinguales und multimodales Lernen mit Bilderbüchern wurde mit einer grenzüberschreitenden Ringvorlesung in deutscher Sprache an der Universität Strasbourg eingeleitet. Unter dem Titel Bilderbücher und semiotische Landschaften im Spiegel der Mehrsprachigkeit: Pädagogische Potenziale für den zweisprachigen Unterricht (Februar–Juni 2022) umfasste die Ringvorlesung acht Vorträge. An diesen konnten alle Partnerinstitutionen sowie Lehrkräfte der Akademie Straßburg und Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz, Deutschland und Italien online teilnehmen. (siehe https://inspe.unistra.fr/websites/espe/Documents/NEWSLETTER/Lettre_info_INSPE_09/affiche_A3_cycle_conf_colmar_2022_v2.pdf)

Programm der Ringvorlesung

Parallel zur Ringvorlesung wurden an der Universität Strasbourg und der Katholischen Universität Eichstätt (KU) Projekte mit Lehramtsstudierenden zum Thema Translinguales und multimodales Lernen mit Bilderbüchern durchgeführt.

An der Universität Strasbourg wurden mit bilingualen Lehramtsstudierenden mehrere Bilderbuchgeschichten von Tomi Ungerer (Die drei Räuber, Mondmann, Crictor, die gute Schlange, Adelaide, das fliegende Känguru, Rufus, die farbige Fledermaus) multimodal inszeniert und vor zwölf bilingualen Klassen in Colmar – vom Kindergarten bis zur 6. Klasse – aufgeführt. Nach einer Didaktisierungsphase erprobten die bilingualen Lehramtsstudierenden während ihrer Praktika in bilingualen Schulklassen im Elsass den Einsatz von Tomi Ungerers Bilderbüchern im Unterricht. Aus dieser Erprobung entstanden zehn Masterarbeiten.

Einblicke in die Didaktisierungsvorschläge der Studierenden der Universität Strasbourg (bilingualer Lehramtsstudiengang)

A: Rufus, die farbige Fledermaus

B: Crictor, die gute Schlange

C: Adelaïde, das fliegende Känguru

An der KU Eichstätt entwickelten Studierende des Studiengangs DaZ im Rahmen der Lehrveranstaltung „Migration und Identität“ eine Projektarbeit, die auf den drei Bilderbüchern Crictor, die gute Schlange, Adelaide, das fliegende Känguru und Rufus, die farbige Fledermaus basiert. Ziel war es, Unterrichtsentwürfe für Lehrkräfte zu gestalten, die fächerübergreifend und mehrsprachigkeitsdidaktisch genutzt werden können. Die entstandenen Videos zeigen praxisnah, wie Lehrkräfte die Bilderbücher didaktisch einsetzen können.

Folgende Arbeitsschritte sollten im Projekt durchlaufen werden:

1) Lesen der Werke
2) Mehrsprachencurriculum lesen

https://mig-mooc.de/wp-content/uploads/2020/08/Mehrsprachencurriculum.pdf

3) Überlegungen zu einem kreativen Projekt:

– Auswahl eines Werkes / mehrerer Werke

– Einbindung mehrerer künstlerisch-ästhetischer Modalitäten

– Einbindung des Deutschen + mind. einer weiteren Sprache

4) Entwicklung einer Unterrichtssequenz
5) Filmen der konkreten Entwicklung / ggf. der Umsetzung
6) Ausfüllen der Planungshilfe / Übersicht

Unterrichtsentwürfe:

Rufus: Kunst + Deutsch

Nach dem gemeinsamen Lesen des Bilderbuchs werden im Kunstunterricht Fledermäuse gebastelt und mit Farben nach Ländern, die entweder Herkunftsländer der Kinder darstellen oder Länder, die sie gerne bereisen möchten, hergestellt. Im folgenden Deutschunterricht wird ausgehend vom Buch ein kreativer Schreibauftrag gestellt.

Crictor: Sachunterricht (Thema Schlangen) + Kunst (Basteln einer Schlange) und Legen von Buchstaben / Zahlen (Mathe / Deutsch)

Adelaide: Theaterstück + Geographie

Ebenso wurde das Unterprojekt Translinguales und multimodales Lernen mit Bilderbüchern von Bernd Saur und Kollegen an einem Gymnasium in Baden-Württemberg im mehrsprachigen Kontext getestet:

Die Bildergeschichte Crictor von Tomi Ungerer wurde dem sprachlichen Niveau der Lernenden am Ende ihres ersten Lernjahres Französisch (2. Fremdsprache) angepasst und in einer Doppelstunde mit motivierenden Unterrichtsmethoden behandelt. Am folgenden Tag griffen die Schülerinnen und Schüler das Thema in einer Doppelstunde Englisch (1. Fremdsprache) erneut auf. Diesmal wurde die Geschichte in englischer Sprache vielseitig bearbeitet, vertieft und erweitert, beispielsweise durch ein fiktives Interview mit Crictor. Die Lernenden erkannten dabei erfreut, dass sie zusätzlich zu ihrer Muttersprache bereits zwei weitere Sprachen „kennen/können“.

Doch der kleine Satz Bonjour Crictor, ça va? wurde nicht nur auf Deutsch, Englisch und Französisch an der Tafel festgehalten, sondern auch in den elf im Klassenzimmer vertretenen Familiensprachen. So wurde jedem Lernenden bewusst, dass er oder sie es bereits mit mindestens vier Sprachen zu tun hat – in unterschiedlichem Maße.

Diese Form des integrativen Sprachenlernens wirkte motivierend und förderte einen wertschätzenden Umgang mit allen im Klassenzimmer präsenten Sprachen. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten ein Gespür für die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und erweiterten ihre Kompetenzen in allen drei in der Schule erlernten Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) sowie in den Familiensprachen der Mitglieder der Lerngemeinschaft.

Dieses Projekt wurde auf zwei wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt:

Hartmann, E. (2022). Children’s Literature as a Tool for Personal and Professional Empowerment in Teacher Education: bilingual student teachers’ perspectives on performing picturebook stories at university. Fostering Dialogue. Teaching children’s literature and culture at university. 2nd International Online Conference. Western Norway University of Applied Sciences, 17.-19. November 2022.

Hartmann, E. (2022). Language – Space – Creativity: Linguistic and Semiotic Landscaping in Translingual and Multimodal Storytelling Performances with Bilingual Student Teachers. 13th Linguistic Landscape Workshop: Semiotic Landscapes in Educational Spaces. University of Hamburg, 7.-9. September 2022.

Folgende wissenschaftliche Publikation ging aus diesem Unterprojekt hervor:

Hartmann, E. (2023). From Collaborative Imagination to Translingual Narration: Exploring Multilingual and Multimodal Storytelling with Bilingual Student Teachers. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 28(1), 141-171. https://zif.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de

Aus dieser Erprobung zum Einsatz von Tomi Ungerers Bilderbüchern in multilingualen Lernkontexten gehen auch Beiträge zur gemeinsamen Publikation im Waxmann Verlag hervor (siehe u.a. die Beiträge von Bernd Saur, Tanja Rinker und Esa Christine Hartmann).

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

AN DER GRENZE – À LA FRONTIÈRE

Das Unterprojekt An der Grenze – À la frontière (Sprache-Raum-Kreativität 3), eine transnationale Kreation mit Studierenden aller Partneruniversitäten, wurde mit besonderem Einsatz der bilingualen Lehramtsstudierenden an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Strasbourg als translinguales und multimodales Storytelling in Form eines deutsch-französischen Kurzfilms realisiert.

Auch diese multilinguale und multimediale Kreation vereint mehrere pädagogische Ansätze der modernen Mehrsprachigkeitsforschung (ästhetisch-performativer und multimodaler Ansatz in der bilingualen Literalisierung sowie translinguales kreatives Schreiben) und wurde grenzüberschreitend mit den deutschen Visual Artists Luchthansa/Visual Creators aus Freiburg erarbeitet. Der Kurzfilm wurde auf Youtube veröffentlicht und erzielte derzeit über 345 views (siehe https://www.youtube.com/watch?v=gYiVxrzLY10).

Im Januar 2024 wurde auch dieses Projekt mit dem 1. Preis des Deutsch-Französischen Hochschulpreises des Grand-Est (Prix universitaire franco-allemand du Grand-Est) ausgezeichnet, wie es die Pressemitteilung berichtet: https://savoirs.unistra.fr/campus/des-travaux-detudiants-primes-sous-le-signe-de-lamitie-franco-allemande

Das Projekt wurde in der folgenden wissenschaftlichen Publikation präsentiert:

Gredel, S. & Hartmann, E. (2024). ‚An der Grenze – À la frontière’. Créer un narratif bilingue de la frontière. In : Geiger-Jaillet, A. & Hartmann, E. (2024). Grenzenlos mehrsprachig. Éducation et formation par-delà les frontières. Strasbourg: Éditions De Bonne Heure, 90-107.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

TOMI UNGERER – MEHRSPRACHIG

Das Unterprojekt Tomi Ungerer – mehrsprachig (Sprache-Raum-Kreativität 4) entstand aus einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Schülern der bilingualen deutsch-französischen 6. Klasse des Gymnase Jean Sturm in Strasbourg, den bilingualen Lehramtsstudierenden des Instituts für Bildungswissenschaften der Universität Strasbourg, Studierenden der Partneruniversitäten in Salzburg und Eichstätt sowie den deutsch-französischen World-Hip-Hop-Künstlern Zweierpasch aus Freiburg und Kehl. Das Projekt Tomi Ungerer Festival wurde im Rahmen des Programms Strasbourg, Capitale mondiale du livre UNESCO von März 2024 bis Juni 2024 durchgeführt und am 24. Mai 2024 als erfolgreiche Aufführung vor einem Publikum von etwa Hundert bilingualen SchülerInnnen abgeschlossen (siehe https://inspe.unistra.fr/agenda/tomi-ungerer-festival/).

Dieses kollaborative und grenzüberschreitende Projekt, das den ästhetisch-performativen Ansatz der modernen Mehrsprachigkeitsdidaktik beleuchtet, wird in didaktisierter Form in einem Video dargestellt und auf Lingua Creativa (PR 4) veröffentlicht, um zu veranschaulichen, wie der ästhetisch-performative Ansatz und translinguales Lernen im Klassezimmer umgesetzt werden können.

Auszüge aus dem von den Schülerinnen und Schülern verfassten mehrsprachigen Programm.

Der gesamte kreative Entstehungsprozess kann auf Lingua Creativa verfolgt werden sowie in der Form einer didaktischen Ressource auf der Website des Instituts für Bildungswissenschaften der Universität Strasbourg (Vidéokollektion “C’est la classe”).

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

MEHRSPRACHIGKEIT IN LIEDERN

Das Unterprojekt Mehrsprachigkeit in Liedern (Sprache-Raum-Kreativität 5) wurde in der Grundschule Müllheim und in der 5. bilingualen Klasse der Schule Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg durchgeführt.

In Müllheim wurden mehrere Lieder eingeübt, die die Sprachen der Klasse wertschätzen. Auf Lingua Creativa werden drei Beispiele gezeigt: Kinder integrieren das Wort „Ja“ in den verschiedenen Sprachen ihrer Klasse in ein Lied, oder ein Kind ohne Deutschkenntnisse lernt mithilfe eines Liedes die Bezeichnungen der Körperteile.

Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse der Schule Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg wurden im Rahmen eines bilingualen Lied-Projekts dazu eingeladen, über die Herausforderungen, Erfahrungen und Freuden ihres Alltags zu reflektieren und sich dazu zu äußern (z. B. Mädchen-Jungen-Konflikte, Pubertät, Schulstress, Mobbing, Erfolge, Glücksmomente etc.).

Der besondere Reiz dieser multimodalen musikalischen Aktivität liegt darin, dass verschiedene semiotische Systeme oder Modi sowie verschiedene Ausdrucksformen die Produktion mehrsprachiger Äußerungen durch die Schülerinnen und Schüler fördern. Die Ausdrucksform der Musik bietet die Möglichkeit, an Expressivität und Emotionen zu arbeiten, da er das Auditive mit dem Gestischen verbindet.

Eine Reflexion über Sprachen und kulturelle Besonderheiten begleitete die gesamte Aktivität. Dadurch wurde die Entwicklung interkultureller Kompetenzen gefördert und eine Offenheit gegenüber dem Anderssein gestärkt.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

PROPAGANDAPLAKATE

Das Unterprojekt Propagandaplakate (Sprache-Raum-Kreativität 6) wurde in der 5. bilingualen Klasse der Schule Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg durchgeführt. Der besondere Reiz dieses Projekts liegt darin, dass visuelle Kunst als Ausdrucksform die Produktion mehrsprachiger Äußerungen der Schülerinnen und Schüler fördert und unterstützt.

Ein zentraler Aspekt dieses Projekts ist die Förderung von Medien- und Informationskompetenz. Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt, über die Zielgruppen der Botschaften nachzudenken und darüber, wie diese Botschaften wirkungsvoll oder sogar manipulativ gestaltet werden können. Durch das Verfassen von Slogans in mehreren Sprachen in Verbindung mit visueller Kunst wird ein größeres Publikum erreicht, und die Botschaft gewinnt an Ausdruckskraft.

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SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

THEATER UND MEHRSPRACHIGKEIT

Das Unterprojekt Theater und Mehrsprachigkeit (Sprache-Raum-Kreativität 7) wurde in der 5. bilingualen Klasse der Schule Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg durchgeführt. Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Arbeit mit realitätsnahen Kommunikationssituationen.

Die Anwendung einer multilingualen Theaterpädagogik ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, während des sprachlichen Erwerbs Emotionen zu erfassen, auszudrücken und diese in den abschließenden Aufführungen wiederzugeben.

Die Lehrkraft wird dazu angeregt, die Schülerinnen und Schüler über die Präsenz verschiedener Sprachen im Alltag nachdenken zu lassen sowie über nonverbale oder pragmatische Aspekte der Kommunikation (z. B. Körpersprache: in Italien, wo Gestik eine zentrale Rolle spielt, oder in Japan, wo Begrüßungen mit spezifischen Körperhaltungen verbunden werden).

Während des gesamten Projekts wird kontinuierlich über Sprachen und die damit verbundenen kulturellen Besonderheiten reflektiert. Dies trägt maßgeblich zur Entwicklung interkultureller Kompetenzen und einer Offenheit gegenüber dem Anderssein bei.

Das im Rahmen dieses Projekts entwickelte Theaterstück “Stadtmaus und Landmaus” wurde von den Schülerinnen und Schülern der Schule Lucie Berger schulintern und während eines Besuchs in der Partnerschule Müllheim aufgeführt. Die Vorführung fand am 16. Mai 2022 statt und war sehr erfolgreich.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

LINGUISTIC SCHOOLSCAPING

Abschließend sei das Unterprojekt ‚Linguistic Schoolscaping‘ (Sprache-Raum-Kreativität 8) erwähnt. An der Grundschule Müllheim sowie an der Schule Lucie Berger (Gymnase Jean Sturm) in Straßburg wurde untersucht, wie visuelle Elemente das Sprachenlernen auf multimodale Weise fördern können. Dabei wurden verschiedene pädagogische Ansätze entwickelt, um die in der Lerngemeinschaft präsente Mehrsprachigkeit durch visuelle Darstellungen des Lerninhalts sichtbar zu machen. Dieses Thema wurde auch im Rahmen schulinterner Fortbildungen vertieft.

SPRACHE-RAUM-KREATIVITÄT

Zusammenfassung und Perspektiven

Das PR3 umfasst acht umfassende Projekte im Rahmen des Konzepts Sprache-Raum-Kreativität, die auf transnationale und interkulturelle Zusammenarbeit ausgerichtet sind. Ziel ist es, Mehrsprachigkeit zu fördern, kreative pädagogische Ansätze zu entwickeln und kulturelles Lernen zu stärken. Im Folgenden werden die innovativen Ergebnisse des PR3 kurz zusammengefasst:

Innovative Ansätze für flexibles Lernen: Projekte wie das flexible Klassenzimmer und das Konzept der Wunderkammer zeigen, wie räumliche und pädagogische Innovationen kombiniert werden können, um mehrsprachiges und interkulturelles Lernen auf multimodale Weise zu fördern.

Förderung von Mehrsprachigkeit durch Kreativität: Initiativen wie „Fabelhaft-Fabuleux“ und das Tomi-Ungerer-Projekt verdeutlichen, wie ästhetisch-performative, translinguale und multimodale Ansätze effektiv eingesetzt werden können, um die mehrsprachigen und mehrschriftlichen Fähigkeiten zu steigern und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln.

Wissenschaftliche Wirkung und praktische Anwendungen: Die Projekte wurden auf internationalen Konferenzen vorgestellt, in internationalen Publikationen veröffentlicht und mit Preisen ausgezeichnet, was ihren wissenschaftlichen und pädagogischen Wert unterstreicht. Gleichzeitig fanden die entwickelten Materialien praktische Anwendung in Schulen und Lehrkräftefortbildungen.

Integration digitaler und kreativer Medien: Der Einsatz digitaler Plattformen und digitaler Transmedia-Kreationen fördert innovative Lehrmethoden, die über traditionelle Bildungsansätze hinausgehen.

Förderung interkultureller Kompetenzen: Alle Projekte betonen die Bedeutung kultureller Vielfalt und die Reflexion über Sprachen und Identität, was die Offenheit gegenüber unterschiedlichen Perspektiven und das interkulturelle Verständnis stärkt.

Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse des PR 3, dass durch kreative und kollaborative Ansätze in der aktuellen Mehrsprachigkeitsdidaktik nachhaltige Fortschritte in der Förderung von Mehrsprachigkeit, Mehrschriftlichkeit und interkultureller Bildung erzielt werden können. Diese hier entwickelten und erprobten Ansätze bieten ein starkes Modell für zukünftige Bildungsinnovationen in multilingualen und multikulturellen Lehr- und Lernkontexten.